ACHAVA Festival am DSG - Schule gegen Rassismus - Schule für Courage
Am 18. Oktober 2023 fand in unserer Aula im Rahmen der Achava Festspiele „Wie Kohlestücke in den Flammen des Schreckens“ - Musik, Lesung und ein Gespräch als Aufklärungsveranstaltung statt. Im Publikum saßen die 10. Klassen unseres Gymnasiums und der Geschichtsleistungskurs Klasse 12. Den Auftakt machte unser Schulchor unter Leitung von Frau Wichler mit Frau Micheal am Klavier, der die Gäste mit hebräischen Volksliedern begrüßte. Im Anschluss wendete sich Frau Ritzmann an das Publikum und sprach einige Danksagungen an die geladenen Gäste aus. Danach präsentierten Mailin Eckert und Mathilda Reißig aus der 8/1 ein Klarinettenstück und auch die neue Schülersprecherin Finia Ripke verlor noch ein paar warme Worte. Daraufhin traten Antonia Wabra und Julia Schröder aus der 11. Klasse auf die Bühne, um thematisch in die Veranstaltung einzuleiten (unten zu lesen). Nachfolgend übernahmen Herr Martin Kranz und Herr Helmut Seemann als Moderatoren das Programm und verliehen den Schülern durch eine Lesung aus dem Buch „Wie Kohlestücke in den Flammen des Schreckens. Eine Familie überlebt den Holocaust“ “einen Einblick in das Leben des Holocaustüberlebenden Naftali Fürst, der aus Sicherheitsgründen leider nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte.
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Aufgrund der aktuellen Situation im Nahen Osten sind uns Veranstaltungen wie diese ein besonderes Anliegen und eben diese Worte loszuwerden liegt uns entsprechend sehr am Herzen.
Es ist unsere moralische Pflicht Verantwortung zu tragen - Verantwortung für das kulturelle Erbe, welches uns ein stetiger Wegbegleiter ist. Es liegt in unseren Händen, kulturelle, historische und materielle Artefakte zu konservieren. Die Beständigkeit von Traditionen garantieren und bedeutsame Gedenkstätten in Stand halten - diese Aufgaben sind von großem Belangen für den respektvollen Umgang mit der Historie. Kulturelles Erbe zu wahren bedeutet außerdem das Verständnis und die Wertschätzung dieses zu fördern. Es gilt sich mit Bildungsprogrammen, Ausstellungen und anderen Instrumentarien, die der Sensibilisierung und Aufklärung dienen, auseinanderzusetzen. Es genügt nicht die Existenz des Kulturerbes nur passiv wahrzunehmen, es muss gelebt und sein Fortbestand gesichert werden. Wir sollten nicht die Augen verschließen, sondern mit gespitzten Ohren und klarem Blick, Willenskraft und Mut beweisen, den Willen zu verstehen und den Mut Verantwortung zu tragen.
Julia ist der Vergangenheit auf die Spur gegangen, mit anderen Schülern unseres Gymnasiums hat sie auf einer Auslandsfahrt in Polen das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau besichtigt. Ihre Eindrücke wird sie nun mit euch teilen. (Antonia Wabra)
„Wenn unsere Generation nicht mehr über die Vergangenheit spricht, bleiben nur noch Steine als stumme Zeugen“
In der heutigen Zeit haben wir kaum direkte Berührungspunkte mit geschichtlichen Ereignissen. In der Schule beschränkt sich unser Wissen oft auf das Gelernte. Jedoch ermöglichen verschiedene Facetten des Unterrichtes, in Form von Projekten beziehungsweise der heutigen Veranstaltung, Chancen für Schüler sich authentisch mit der Vergangenheit auseinandersetzen zu können und damit Erbe sowie Verantwortung gerecht zu werden.
Wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt, die ihre Geschichte kund tun, liegt es an uns, die Erinnerung am Leben zu erhalten. Gleich zu Beginn war ich sehr angespannt, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie die neuen Bilder und Erfahrung, auf mich wirken werden. Als wir das Gelände der Stammlager in Auschwitz betraten, sorgte die Atmosphäre für eine bedrückende Stimmung. Es waren viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern dort. Alle aus den selben Gründen: zu gedenken, zu ehren und zu verstehen.
Ich war von den Erzählungen der Begleiterin gefesselt. Man konnte sich alles bildlich vor Augen führen. Wie die Gefangenen qualvoll zur Musik marschierten, unter welchen schrecklichen Bedingungen sie leiden mussten und wie ihre Hoffnung auf Befreiung immer weiter erlosch.
Mich haben diese Eindrücke emotional berührt und auf dem gesamten Gelände begleitet. Manchmal viel es mir schwer wirklich hinzusehen und zuzuhören.
Es gab einen Raum indem uns eine Glasscheibe von einem riesigen Berg an Schuhen der Opfer trennte. Dieser Raum ergriff mich vor Allem mit den Worten: „Jeder Schuhe, ein Mensch und jeder Mensch, eine Persönlichkeit, ein Traum und eine Geschichte."
Und zu all den schrecklichen Erkenntnissen schwirrten mir immer wieder die selben Fragen im Kopf: Wie konnte das passieren? Wie kann es sein, dass niemand eingeschritten ist? Wie konnte es sein, dass man so etwas finanziell unterstützt?
Es gibt keine Rechtfertigung, keinen Grund und keinen Geldbetrag.
Nachdem ich diese Erfahrung sammeln konnte, halte ich es für umso wichtiger die historische Bedeutung von Orten, wie Auschwitz nicht zu vergessen. Indem wir uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen, können wir sicherstellen, dass sich solche Gräueltaten niemals wiederholen.
Die Erinnerung an die Opfer und das Bewusstsein für die Folgen von Hass und Diskriminierung sind entscheidend, um eine gerechtere und mitfühlendere Gesellschaft zu bilden.
Es bedeutet nicht in der Vergangenheit festzustecken, sondern aus ihr zu lernen und nach vorne zu blicken, um positive Veränderungen zu bewirken.
Als wir das Gelände verließen, blieb mir folgender Satz von den Zeugen die Auschwitz überlebt haben im Kopf:
„Wir haben Auschwitz verlassen, Auschwitz uns nicht.“
(Julia Schröder)